trockenfallender See - Bild von Penny auf Pixabay

„Durst - wenn das Wasser schwindet“

Film und Diskussion mit Prof. Dr. Britta Schmalz und Stephan Kühn am Mittwoch, 04.10.2023

Durst musste bei unserer Veranstaltung keiner der zahlreichen Gäste im vollbesetzten Saal des Gasthofs Brunnenwirt leiden. Und auch was die Wasserversorgung betrifft, so ist die Welt im Fischbachtal noch (fast) in Ordnung. Trinkwasser steht noch in ausreichender Menge und guter Qualität zur Verfügung, so Stephan Kühn von der Gemeindeverwaltung.
Laurenz Pries verwies auf das Bild vom "blauen Planeten" und erläuterte zunächst in einer Einführung die existenzielle Bedeutung des Wassers für das menschliche Leben: Ob Industrie, Nahrungsmittelproduktion oder Fotosynthese der Pflanzen - Wasser ist unser Lebenselixier. Von den ungeheuren Wassermengen auf der Erde sind für den Menschen allerdings nur deutlich weniger als ein halbes Prozent nutzbar – zum Trinken, für die Ernährung, für sanitäre und industrielle Zwecke. Ein höchst kostbares Gut also.

In anderen Teilen der Welt und sogar in manchen Regionen Deutschlands hat sich die Situation aufgrund des Klimawandels und des enormen Wasserverbrauchs bereits zugespitzt, wie uns der anschließende Film „Durst - wenn unser Wasser verschwindet“, Teil 2, deutlich vor Augen führte.
So verursacht zum Beispiel in Mexico City die Übernutzung des Grundwassers Bodenabsenkungen von 30 bis 40 cm pro Jahr. Ein ganzes Stadtviertel ist bereits unbewohnbar geworden, Wasserleitungen bersten und die Anwohner müssen mit (teurem) Trinkwasser per Tankwagen versorgt werden.
Im Imperial Irrigation District in Kalifornien - einem ausgedehnten, künstlich bewässerten Landwirtschaftsgebiet - führt die Übernutzung des Wassers zur Austrocknung und zu steigendem Salzgehalt des Salton Seas, dem größten See Kaliforniens, einem beliebten Ausflugsziel. Durch die Abwässer aus der Landwirtschaft gelangen außerdem Pestizide und Düngemittel in den Salton Sea.

Aber auch hier in Deutschland sind die Folgen der intensiven Grundwasserentnahme nicht mehr zu übersehen: Im Taunus, wo ein großer Teil des Trinkwassers für das Rhein-Main-Gebiet gewonnen wird, fallen Bäche, wie z.B. der Urselbach trocken, in Oberursel wurde die Wassersituation während der Hitzesommer kritisch, in Niedersachsen treten Setzungsschäden an Gebäuden auf.

In den Wäldern herrscht seit Jahren Trockenheitsstress. So können sich schädliche Käfer und Pilze verstärkt und fast ungehindert ausbreiten: Borkenkäfer vernichten insbesondere Fichtenbestände, die Rußrindenkrankheit lässt ganze Ahornwälder absterben.

Im Anschluss an den Film erläuterte Frau Prof. Dr. Britta Schmalz, Leiterin des Fachgebiets Ingenieurhydrologie und Wasserbewirtschaftung an der TU Darmstadt, ihr Projekt im Einzugsgebiet der Gersprenz. Hier misst ihr Team bereits seit Jahren regelmäßig Wasserstände, Wassertemperaturen, pH-Werte, Fließgeschwindigkeiten etc. an den Fließgewässern, wobei der Fokus ihrer Untersuchungen auf dem Wasserhaushalt liegt.
In den Trockenjahren 2018 bis 2020 stellten sie eine Verringerung der Abflussmenge in den Bächen fest, ebenso ein zeitverzögertes Absinken des Grundwasserstandes. Doch nicht nur zu geringe Niederschläge sind eine Folge des Klimawandels, auch Extremwetterlagen wie Starkregen treten nun häufiger auf. Das Rückhaltebecken Herrensee übernimmt hier eine wichtige Funktion.
Auch Wälder, die insbesondere aufgrund ihrer gut wasseraufnahmefähigen Humusböden und der Verdunstung über die Blattmasse eine hohe Wasserspeicherfähigkeit aufweisen, leisten einen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz. Was die Zukunft anbelangt, so ist es wichtig sich auf Extremwetterlagen vorzubereiten, betonte Frau Prof. Schmalz zum Abschluss.

Stephan Kühn, der als nächster von Laurenz befragt wurde, gab einen informativen Überblick über die Wasserversorgung in unserer Gemeinde. Ganz wichtig: Fischbachtal ist in dieser Hinsicht autark, so möchte es auch das Wasserhaushaltsgesetz. Meßbach und Nonrod versorgen sich selbst aus jeweils einer Quelle, aus der Quelle oberhalb von Steinau werden zur Zeit Steinau und Billings versorgt, Niedernhausen bekommt sein Wasser aus zwei Brunnen und Lichtenberg aus einer Quelle unterhalb von Lützelbach. Die beiden letzten Ortsteile sind durch eine Leitung verbunden und können sich gegenseitig bei der Wasserversorgung unterstützen.
Die beste Wasserqualität weist die Steinauer Quelle aufgrund ihrer Lage inmitten des Waldes auf. Die Lichtenberger Quelle hat den höchsten Nitratgehalt, da die umliegenden Wiesen in Lützelbach mit Gülle gedüngt werden. Zur Verbesserung dieser Situation werden mit Unterstützung der Arbeitsgemeinschaft Gewässerschutz und Landwirtschaft Beratungsgespräche mit den Landwirten geführt.
Anhand einer Grafik zeigte Stephan anschaulich den Verlauf der Schüttungen der Quellen im Gemeindegebiet in den letzten fünfzehn Jahren sowie den Trinkwasserverbrauch in den jeweiligen Ortsteilen. Erkennbar ist, dass die gewonnene Wassermenge, vor allem des Lichtenberger Brunnens, abnimmt, während der Wasserverbrauch eine leicht ansteigende Tendenz zeigt. In Nonrod reicht das zur Verfügung stehende Trinkwasser im Sommer meist gerade so.
Bevor die lebhafte Diskussion startete, erging Stephan Kühns abschließender Appell an die Gäste: Wassersparen im Alltag!

Mehr Informationen:

Hier kannst du die Doku noch mal sehen und auch Teil 1: https://www.3sat.de/gesellschaft/politik-und-gesellschaft/durst-wenn-unser-wasser-verschwindet-2-102.html

Wasserversorger sind verpflichtet, mindestens einmal jährlich Berichte über die Qualität des Trinkwassers zu veröffentlichen. Hier sind die Berichte der Gemeinde Fischbachtal: https://www.fischbachtal.de/rathaus/verfahren/trinkwasser-id_43/?buchstabe=T

Tipps der Verbraucherzentrale zum Sparen von Trinkwasser und zum sauberhalten des Abwassers (das ja später wieder in den Bächen und Flüssen landet): https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/wasser/trinkwasser-sparen-und-sauber-halten-so-gehts-13926

Kann man Leitungswasser trinken? Die Verbraucherzentrale räumt mit Vorurteilen auf: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/wasser/kann-man-leitungswasser-trinken-34836

Wasser sparen im Garten: https://www.oekotest.de/bauen-wohnen/Wasser-sparen-im-Garten-12-Tipps-gegen-Trockenheit-und-Duerre_12901_1.html

Gartenpflanzen für heiße und trockene Sommer: https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/wir-in-bayern/ratgeber/klimawandel-pflanzen-fuer-trockene-heisse-sommer-andreas-modery-100.html

 

Hier ist unsere Einladung:

Durst: Wenn das Wasser schwindet

Film & Diskussion l Mi., 04.10.2023 l 19.00 Uhr l Gasthaus Brunnenwirt

Wasser ist für uns Menschen und die gesamte Fauna und Flora überlebenswichtig. Die Klimaveränderungen haben schon jetzt enorme Auswirkungen auf den gesamten Wasserhaushalt. Wie steht es um die kostbare Ressource Wasser? Welche Probleme tauchen auf? Was ist für eine ausreichende Versorgung zu tun? Der 45- minütige Film „Durst: Wenn das Wasser schwindet“ beschäftigt sich mit genau diesen Fragen.

Im Anschluss beleuchtet Frau Prof. Dr. Schmalz von der TU Darmstadt den Weg des Wassers hier im Fischbachtal aus hydrologischer Sicht. Stephan Kühn von der Gemeindeverwaltung Fischbachtal stellt unsere Versorgung mit Trinkwasser dar.

Die Filmvorführung mit anschließender Diskussion findet am Mittwoch, den 4. Oktober 2023 im Landgasthof Brunnenwirt, Darmstädter Str. 45-49 in 64405 Fischbachtal statt und startet um 19.00 Uhr. Der Eintritt ist frei.
 

Wo ist das Gasthaus Brunnenwirt?

In der Nähe des Gasthauses (250 m) ist die Bushaltestelle "Fischbachtal-Niedernhausen Schnurrgasse".
Hier geht es zur Fahrplanauskunft des RMV.

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