Jahresthema 2016: Wirtschaft

Steht die Befriedigung der Bedürfnisse aller Menschen
noch im Mittelpunkt wirtschaftlicher Aktivitäten?
Gehen wir mit knappen Ressourcen sorgfältig genug um?
Welche Auswirkungen hat Wirtschaften eigentlich
auf Gesellschaft und Umwelt?
Sollten und könnten wir daran etwas verändern?
Es sind diese und weitere Fragen, die wir 2016
aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten wollen.
Begleite uns und mach dir (d)ein Bild. files/fischbachtal-kreativ/content/events/2016 Wirtschaft/key visual wirtschaft 2016 alte_fabrik.jpg

Unterschiedliche Wege. Aber ein gemeinsamer Nenner.

Montag, 13.Juni 2016, Podiumsdiskussion zum Thema "Zukunft Landwirtschaft? Wege und Perspektiven"


Sie gehen sehr unterschiedliche Wege. Dennoch wurde bei unserer Podiumsdiskussion mit Landwirten aus der Region deutlich: Bauer mit Leib und Seele ist jeder von ihnen.

Knapp einhundert Stühle hatten wir vorsorglich im Bürgerhaus Niedernhausen aufgestellt. Alle waren zu Beginn der Veranstaltung von BesucherInnen besetzt - klares Indiz für ein großes öffentliches Interesse am Thema des Abends. Das sei kein Wunder, meinte Achim Krell von Fischbachtal kreativ bei der Begrüßung, weil Landwirtschaft kein Wirtschaftszweig wie jeder andere sei. Denn es gehe um nicht weniger als die so genannte Urproduktion, die Erzeugung unserer Nahrungsmittel. Auch mit Blick auf eine nachhaltige Entwicklung käme der Landwirtschaft herausragende Bedeutung zu.

Sichtlich konzentriert verfolgte das Publikum anschließend die Sachinformationen, die unsere Gäste auf dem Podium gaben. Den Anfang machte Norbert Volz vom Bauernlädchen Volz in Groß-Bieberau, der bereits Mitte der achtziger Jahre die Entscheidung traf, Fleisch- und Wurstprodukte aus eigener Herstellung direkt zu vermarkten und diese Strategie konsequent ausgebaut hat. Beeindruckend auch sein Engagement und Know-how in Sachen Energiewende bzw. erneuerbare Energien.

Eine andere Welt stellte Peter Seeger vom Hof Seeger in Nieder-Klingen vor. Neben Ackerbau und Agrarhandel betreibt die Familie die Schweinemast an mehreren Standorten. Natürlich ist es die häufig pauschal kritisierte Intensivtierhaltung - zugleich aber wurde mehr als deutlich, mit welch hohem Maß an Professionalität und Verantwortungsbewusstsein er diesen Weg geht.

Über die jahrelange und schrittweise Umstellung des Birkenhofs in Klein-Zimmern auf ökologischen Landbau berichtete Thomas Schaffer. Er gab wertvolle Einblicke in den damals sowohl Mut als auch Mitstreiter erfordernden Entscheidungsprozess, erzählte aber auch von der gewachsenen Zufriedenheit mit dem eigenen Tun.

Achim Lautenschläger ist Ortslandwirt von Fischbachtal und konzentriert sich in typischer Mittelgebirgslage mit Frau und Sohn auf sein Fleckvieh und die Milchwirtschaft. Als eigentlich konventionell wirtschaftender Landwirt lebt und praktiziert er dennoch Prinzipien, die auch jedem Ökobauern gut zu Gesicht stehen würden. Bemerkenswert auch sein Plädoyer für mehr Regionalität sowie die klare Absage an das permanente Streben nach Höchstleistung, sein Nein zu „größer, schneller, intensiver“.

Thomas Göbel vom Hofgut Oberfeld in Darmstadt betonte zunächst einen wesentlichen Unterschied zu seinen Vorrednern, denn nicht er sei der Besitzer dieses Hofes, vielmehr gehöre der rund 120 BürgerInnen, allesamt AktionärInnen der entsprechenden Aktiengesellschaft. Eindrucksvoll beschrieb er, wie dort ökologische Landwirtschaft nicht für das Umfeld, sondern mit dem Umfeld betrieben wird, inzwischen mit beträchtlichem Erfolg.

Heinz Gengenbach stellte das breite Beratungsangebot des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen vor - gezielte und wertvolle Unterstützung angesichts generell steigender Anforderungen und zunehmender Komplexität, aber auch im Hinblick auf die Umstellung von Betrieben hin zum ökologischen Landbau.

Der nächste Teil des Abends war der kritischen Diskussion gewidmet. Moderator Achim Krell ließ keinen Zweifel daran, dass es aus Zeitgründen, vor allem aber auch wegen der unzweifelhaften Komplexität der Landwirtschaft unmöglich sein würde, alle relevanten Themenbereiche anzusprechen. Und dass es ferner nicht der Anspruch dieses Abends sei, den einen, richtigen Weg zu benennen.

Dennoch wurde lebhaft debattiert: über die aktuelle Milchkrise ebenso wie über Sinn und Wirkung von Subventionen, über die Herausforderungen in der Intensivtierhaltung ob konventionell oder ökologisch, über steigende Kosten im Einkauf einerseits und den hohen Preisdruck im Verkauf andererseits, über Möglichkeiten, sich davon wenigstens teilweise abzukoppeln, beispielsweise durch Umstellung auf Ökolandbau und / oder die Entscheidung für Direktvermarktung. Angesprochen wurden ferner Aspekte von Produkt- und Prozessqualität in konventioneller und ökologischer Landwirtschaft sowie auch Möglichkeiten und Grenzen der Landwirtschaft bei der Energiewende.

Bei so vielen Themen und Informationen blieb es nicht aus, dass abschließend auch das Publikum die Gelegenheit nutzte für gezielte Fragen an die Podiumsrunde, aber auch für eigene Anmerkungen und Positionen. Erwähnt wurde eine spürbare Entfremdung der VerbraucherInnen von der Landwirtschaft, mehr Annäherung und mehr Dialog sei für beide Seiten wünschenswert. Gesprochen wurde auch über den generellen Trend zur Regionalität, der ohnehin einen Beitrag zur Nachhaltigkeit darstellt, losgelöst von konventionell oder ökologisch betriebener Landwirtschaft. Und letztlich bestand Einigkeit darin, dass profundes Fachwissen und solides Wirtschaften für absolut jeden Landwirt heute unabdingbare Voraussetzung ist, um am Markt erfolgreich zu bestehen.

Unser Fazit: Es war ein höchst informativer Abend in sachlicher und konstruktiver Atmosphäre. Vor allem aber entscheidend geprägt von unseren Podiumsteilnehmern, die sich ganz offensichtlich mit großem Interesse füreinander und ehrlichem Respekt voreinander begegnet sind. Und so war es denn sicher auch kein Zufall, dass wir alle zusammen auch nach der Veranstaltung noch bis um ein Uhr in der Nacht bei Essen und Trinken zusammen gesessen und uns blendend unterhalten haben.

Wir danken unseren Gästen herzlich für einen tollen Abend. Und freuen uns auf ein Wiedersehen.

Mehr Informationen:

Einkaufen bei den Landwirten:

  • Der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen hat den Auftrag, für die landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Betriebe Fachinformationen, Beratung und Bildungsangebote bereitzustellen. Hierdurch soll die wirtschaftliche Situation der Betriebe verbessert, wie auch der Schutz der natürlichen Ressourcen gestärkt werden: www.llh.hessen.de

 

Unsere Einladung:

Zukunft Landwirtschaft? Wege und Perspektiven.

Podiumsdiskussion | Bürgerhaus Niedernhausen | Montag, 13. Juni 2016, 20:15 Uhr

Seit weit mehr als einem halben Jahrhundert befindet sich die landwirtschaftliche Produktion in einem tiefgreifenden Umbruch, ein Ende des Strukturwandels ist nicht in Sicht. Landwirte und ihre Familien stehen vor ständig wechselnden und immer größeren Herausforderungen, denen sie mit sehr unterschiedlichen Strategien und Philosophien begegnen. Über verschiedene Wege und Perspektiven in der Landwirtschaft diskutieren bei einem Informationsabend von Fischbachtal kreativ sechs Experten aus der Region.

Groß oder klein, konventionell oder ökologisch, breit aufgestellt oder spezialisiert, industrialisiert oder bäuerlich? Die Meinungen darüber, welche Form der Landwirtschaft nachhaltig und damit auch zukunftsfähig ist, gehen weit auseinander. Nicht nur in Politik und Bevölkerung, sondern auch bei den Landwirten selbst. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Wege, die Bauern mit ihren Betrieben in unserer Region einschlagen.

Sechs Experten aus der Region

Gäste, Referenten und Diskussionspartner bei Fischbachtal kreativ werden sein:

  • Achim Lautenschläger vom Hof Lautenschläger in Meßbach und Ortslandwirt der Gemeinde Fischbachtal,
  • Norbert Volz, Direktvermarkter vom Bauernlädchen in Groß-Bieberau,
  • Peter Seeger vom Schweinezucht- und -mastbetrieb Hof Seeger in Nieder-Klingen,
  • Heinz Gengenbach, Berater beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen in Griesheim,
  • Thomas Göbel von der Hofgut Oberfeld Landwirtschaft AG in Darmstadt sowie
  • Thomas Schaffer vom Birkenhof in Klein-Zimmern, der nach und nach vollständig auf ökologischen Landbau umstellt.

Der Informationsabend mit Podiumsdiskussion findet statt am Montag, den 13. Juni 2016 um 20:15 Uhr im Bürgerhaus Niedernhausen. Der Eintritt ist frei.

 

Wo ist das Bürgerhaus Niedernhausen?

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