Durch Wald und Feld zum Oberfeld
Fahrradtour zum Hofgut Oberfeld | 25.08.2019
Bei bestem Wetter starteten am Sonntagmorgen neun sportlich ambitionierte RadlerInnen in Niedernhausen unter der Führung von Werner Bert und Elke Müller-Volg zu einer Tour nach Darmstadt. Über Groß-Bieberau, Reinheim, Spachbrücken, auf dem Radweg entlang der B 38 und um Roßdorf herum lotste uns Werner auf Radwegen und wenig befahrenen Straßen zu unserem Ziel, dem Hofgut Oberfeld.
Nachhaltige Landwirtschaft am Rand von Darmstadt
Dort gab uns Thomas Göbel vom Hofgut-Team zunächst einige Erläuterungen zum Thema Mobilität auf dem Oberfeld. So verfügt der Betrieb inzwischen über drei Lastenfahrräder und würde gerne einige der PKWs abschaffen. Pro Jahr werden auf dem Hofgut ca. 10.000 bis 12.000 Liter Diesel verbraucht. Leider gibt es für Schlepper bedingt durch die lange tägliche Betriebsdauer von 12 bis 13 Stunden noch keine brauchbare Akku-Lösung. Die Kunden des Hofguts sind überwiegend Darmstädter, haben also kurze Anfahrtswege. Da aber das Hofgut auch einige Produkte, wie z.B. Rohmilch, anbietet, die es anderswo nicht zu kaufen gibt, kommen auch Kunden aus weiter entfernten Orten hierher. Eine Auslieferung an Kunden erfolgt nicht.
Auch über die Geschichte des Oberfelds informierte uns Herr Göbel. 1890 wurde das Hofgut gegründet. Zuletzt war der Betrieb hochspezialisiert und es wurden vor allem Zuckerrüben und Wintergerste angebaut. Im Jahre 2006 lief der Vertrag mit dem damaligen Pächter der Staatsdomäne aus. Darmstädter Bürger wollten die landwirtschaftliche Nutzung auch zukünftig sichern, gründeten den Verein „Initiative Domäne Oberfeld“ und entwickelten ein Nutzungskonzept. Schließlich konnte die Bürgerinitiative die Hofstelle erwerben und die landwirtschaftlichen Nutzflächen pachten. Auch eine Stiftung wurde gegründet. Die Landwirtschaft wird nach den Demeter-Richtlinien als AG in Form eines Bürgerunternehmens betrieben. Milchviehhaltung und Milchverarbeitung, Hühnerhaltung, Bäckerei, Laden und Café sind heute Teil des Hofguts mit 65 Mitarbeitern. Die Direktvermarktung bildet die wirtschaftliche Grundlage; daneben wird auch etwas Getreide verkauft. Angebaut werden Weizen, Futtergerste, Futtererbsen, Backdinkel, Backroggen und Kartoffeln. Außerdem werden Gartenparzellen an interessierte Bürger verpachtet. Seit 2012 leben auch 24 Menschen mit Behinderungen in Wohngemeinschaften oder Appartements in einem speziellen Gebäude auf dem Oberfeld.
Klima und Landwirtschaft
Als nächstes sprach Herr Göbel das Thema Klima und Landwirtschaft an. In der Literatur werden der Landwirtschaft i.d.R. ca. 7% Anteil am Treibhauseffekt zugeschrieben. Würde man aber z.B. auch die Stickstoffgewinnung nach dem Haber-Bosch-Verfahren oder die energieaufwändige Herstellung von Pflanzenschutzmitteln, die normalerweise dem Sektor Industrie zugerechnet werden, oder die CO2-Freisetzung auf den für den Sojaanbau gerodeten Urwaldböden in Südamerika der Landwirtschaft zuordnen, ergäben sich deutlich höhere Werte von 22 bis 30%. Interessant hierbei sind auch die Tatsachen, dass ein Drittel der Futterfläche für unser Vieh nicht in Deutschland liegt und dass mehr als 50% der deutschen Ackerfläche für Tierfutter genutzt werden.
Herr Göbel wies außerdem darauf hin, dass die relativ sandigen Böden des Hofguts bei Perioden mit geringen Niederschlägen schnell austrocknen. Der Winter 2018/19 hat nach dem trockenen Sommer im Vorjahr lediglich die oberen 50 cm des Bodens durchfeuchtet. Seit Mai war der Boden in diesem Jahr nie mehr als 10 bis 12 cm tief durchfeuchtet. Die Bodentrockenheit wirkt sich vor allem negativ auf den Rauhfutteranbau aus, was wiederum ökologisch wirtschaftende Betriebe, die kein Sojafutter zukaufen, besonders hart trifft. Bei Getreide, das schon im Juli erntereif ist, sind die Auswirkungen dagegen weniger gravierend. Infolge des globalen Temperaturanstiegs kann auch der Humusgehalt im Boden abnehmen. Der Öko-Landbau mit seiner Tierhaltung und den weitgehend geschlossenen Nährstoffkreisläufen leistet hier einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung des Humusgehalts.
Hofgut-Café und Bioladen
Gestärkt mit eigener Verpflegung sowie Kaffee und Kuchen aus dem Hofgut-Café besichtigten einige Teilnehmer anschließend bei einem Rundgang über das Gelände die neuen Stallungen und die Gartenparzellen. Für den Heimweg hatte Werner uns eine Route auf überwiegend im Wald verlaufenden Radwegen ausgewählt. Vom Vivarium zum Traisaer Hüttchen und zum Kuhfalltor, durch Ober-Ramstadt, Rohrbach und Rodau ging es meist auf angenehm schattigen Wegen wieder zurück ins Fischbachtal. Insgesamt hatte die Gruppe bis zur Rückkehr um ca. 15.00 Uhr fast 50 km zurückgelegt.
Für alle, die diesmal nicht dabei waren: Am 6. und 7. September findet im Darmstadtium und auf dem Hofgut Oberfeld ein Symposium zum Thema „Stadt und Land im Klimawandel“ statt. Weitere Informationen dazu unter www.initiative-oberfeld.de
Hier ist unsere Einladung:
Durch Wald und Feld zum Oberfeld –
sportliche Fahrradtour zum Hofgut
Fahrradtour mit Besichtigung | So., 25.08.2019, 09:30-16:00 Uhr | Start am Kindergarten Niedernhausen
Nach der Familienradtour „Bike und Biber“ zum Reinheimer Teich wollen wir mit dieser Tour die Radlerinnen und Radler mit etwas mehr Kondition einladen, mit uns unterwegs zu sein. Dabei können wir erleben und „erfahren“, dass auch weiter entfernte Ziele ohne Auto und aus eigener Kraft erreichbar sind, und wie viel Spaß dies - vor allem in einer Gruppe mit Gleichgesinnten - machen kann.
Am Sonntag, 25. August, ist das Hofgut Oberfeld in Darmstadt unser Ziel.
Start wird um 9.30 Uhr am Kindergarten in Fischbachtal-Niedernhausen sein.
Auf Nebenstrecken und gut befestigten Feld- und Waldwegen geht es in Richtung Darmstadt. Der genaue Weg wird den jeweiligen Wetterverhältnissen angepasst.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können ihr mitgebrachtes Essen und Trinken dann im Hofgut einnehmen oder das Hofgut-Café vor Ort besuchen.
Auch Zeit für eine Besichtigung des biologisch bewirtschafteten Hofgutes ist vorgesehen.
Ein Vertreter der Domäne Oberfeld wird diese kurz vorstellen und die Besonderheiten erläutern.
Nach der Mittagsrast geht es - voraussichtlich auf einer anderen Route - wieder zurück ins Fischbachtal.
Zusteigemöglichkeit wird um ca. 9.45 Uhr am Sportplatz in Groß-Bieberau sein. Die Rückkehr wird für ca. 16.00 Uhr angestrebt. Wer möchte, kann auch mit dem Zug vom Ostbahnhof nach Reinheim zurückfahren.
Länge der Fahrt: 2 x rund 25 km, nur leichte Steigungen, Geschwindigkeit wird dem Teilnehmerfeld angepasst, für Pedelecs geeignet.
Hinweise:
Wer mag, nimmt Helm und ggf. Regenkleidung mit.
Bei stärkerem Regen könnt ihr am Veranstaltungstag unter den Telefonnummern 06166-60223 bei Werner Bert oder unter 06166-2619641 bei Elke Müller-Volg anfragen, ob die Tour stattfindet.