Hof Seeger:
Miteinander reden. Nicht übereinander.
Schweinezucht und Schweinemast sind die Themen unserer Exkursion am 31. August. Am Fuße des Otzbergs erhalten wir von Familie Seeger tiefe Einblicke in die konventionelle Schweinehaltung. Und können ohne jedes Tabu auch über die brisanten Themen eine höchst interessante Diskussion führen.
Gleich vorab: es ist offensichtlich, dass es den vielen Schweinen gut geht. Sie leben geräumig, haben es sauber und ständigen Zugang zu hochwertigem Futter und frischem Wasser, können ihr soziales Verhalten pflegen. Freilich nicht unter freiem Himmel, aber auch nicht mit weniger Tageslicht als in den Ställen vor einem halben Jahrhundert. Gesund und munter sehen sie aus - dennoch ist klar, dass ihr Leben früh enden wird, wenn sie ein Schlachtgewicht von 120 kg erreicht haben.
Professionell und spezialisiert
Kathrin und Peter Seeger sind Profis und Spezialisten. Das offenbart sich bereits, als sie uns sehr fundiert nicht nur über Geschichte und Grundzüge der Landwirtschaft in der Region, sondern auch über die Trends und Entwicklungen der letzten Jahrzehnte informieren. Die Spezialisierung landwirtschaftlicher Betriebe ist einer dieser Trends, geschuldet stark veränderten Marktbedingungen inklusive des Nachfrage- und Einkaufsverhaltens der VerbraucherInnen. Ebenso schnell wird deutlich, mit welcher Professionalität und Passion sie sich seit inzwischen vielen Jahren der Schweinehaltung widmen. Die Dimensionen sind beachtlich: Ackerbau auf 360 Hektar, Schweinehaltung an fünf Standorten, rund 10.000 Mastschweine pro Jahr, zehn fest angestellte MitarbeiterInnen, dennoch ein Familienbetrieb. Das Fachwissen der Seegers ist immens und nicht nur Ergebnis jahrelanger Erfahrung, sondern auch einer generell immer anspruchsvolleren Ausbildung in den landwirtschaftlichen Berufen.
Konstruktive Diskussion
Natürlich sprechen wir auch über die kritischen und brisanten Themen. Dazu gehören beispielsweise Lebenserwartung und Transport der Tiere zum Schlachthof, wir diskutieren den Einsatz von Antibiotika ebenso wie die Qualität und Beschaffenheit von Futtermitteln, über Nitrat, Stickstoff und die Entsorgung anfallender Schweinegülle. Wir reden auch über Krankheiten und Seuchen, über die Nachfrage nach möglichst billigem und magerem Schweinefleisch, über Arbeitsplätze in der Landwirtschaft, selbst die Themen Vermaisung und Einsatz von Pestiziden lassen wir nicht aus. In diesen Diskussionen merken wir immer wieder deutlich, wie intensiv sich Kathrin und Peter Seeger auch mit diesen Themen auseinandersetzen. Und nicht selten liefern sie uns im Dialog Details, Argumente und Hintergrundinformationen, die manches in einem anderen Licht erscheinen lassen oder relativieren.
Nachhaltigkeit ist Thema
Bemerkenswert auch die Bestrebungen hin zu mehr Nachhaltigkeit - der Hof Seeger nimmt derzeit Teil an einem Pilotprojekt der DLG. Ziel ist, auch in der konventionellen Schweinehaltung die Prozesse zugunsten der Tiere, der Umwelt, des Umfeldes, der MitarbeiterInnen und der Wirtschaftlichkeit zu optimieren. Erprobt werden beispielsweise neue Haltungsbedingungen, um die Gesundheit der Tiere zu fördern und damit weniger Medikamente einsetzen zu müssen. Die Verwendung von GPS in den Traktoren ermöglicht exaktes Einhalten der Spurbreiten auf dem Acker, um Überdüngung oder Überspritzung mit Pestiziden zu verhindern. Und der Einsatz innovativer Technologien soll generell nicht nur zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit, sondern auch zu weniger Emissionen und einem verminderten Ressourcenverbrauch zugunsten der Natur beitragen.
Schade, dass wir nicht mehr Menschen für diese Exkursion gewinnen konnten und nur eine relativ kleine Gruppe waren, in der sich jede(r) sein eigenes, ganz persönliches Bild machen konnte. Zum Ende unseres Besuches und der Debatte waren dann nicht nur Kathrin und Peter, sondern auch wir echt geschafft. Aber wer nicht dabei sein konnte, der/die hat wirklich was verpasst. (ak)
Hier ist unsere ursprüngliche Einladung
Hof Seeger - Konventionelle Schweinezucht und Schweinemast
Exkursion | Treffpunkt Feuerwehrhaus Niedernhausen | Samstag, 31. August 2013, 09:00 Uhr
Seit 1955 bewirtschaftet die Familie Seeger den Hof am Rande von Nieder-Klingen, einem Ortsteil der Gemeinde Otzberg, inzwischen bereits in dritter Generation. Neben dem Agrarhandel und - seit Anfang der neunziger Jahre - der Direktvermarktung von Fleisch und Wurst ist der Betrieb seit inzwischen Jahrzehnten auf die Schweinehaltung spezialisiert. Dazu gehören Sauenhaltung und Ferkelaufzucht ebenso wie die anschließende Schweinemast.
Auf rund 350 Hektar Land bauen die Seegers Weizen, Raps, Gerste und Zuckerrüben an, vorwiegend für die Versorgung der eigenen Schweine. Als Dünger werden hauptsächlich Schweinegülle sowie die Gärreste aus der direkt benachbarten Biogasanlage, die 2011 errichtet wurde, ausgebracht.
Kathrin und Peter Seeger erwarten unsere Gruppe am Samstag, den 31. August 2013 um 9.30 Uhr auf dem Hof. Sie werden uns persönlich durch den Betrieb führen, informieren, anschließend mit uns diskutieren und unsere Fragen beantworten.
Mit auf dem Programm steht auch der Besuch in der benachbarten Biogasanlage. Für Besichtigung, Diskussion und einen kleinen Imbiss sind max. 2,5 Stunden angesetzt, so dass wir gegen 12.30 Uhr zurück in Niedernhausen sein werden.
Daten und Fakten:
Wann | Samstag, 31. August 2013 | |
Wo | Treffpunkt Feuerwehrhaus Niedernhausen 9.00 Uhr | |
Fahrt | Bildung von Fahrgemeinschaften | |
Anmeldung | erforderlich | |
Ansprechpartner |
(bitte Anmeldung herunterladen, ausfüllen und abgeben) |
Weitergehende Informationen findest du hier: www.hofseeger.de