Pfad der Vielfalt: Streuobstwiesen -
Quer durch die Welt der Äpfel.
Sonntag, 04. Oktober 2015, 14:00 Uhr | Workshop
Bei der Streuobwiesenwanderung quer über den Rußberg konnte man staunen über die Vielfalt der Apfelsorten – und über Ullrich Krosts Kenntnisse vom Obstanbau.
Werner Bert begrüßte am Sonntag, den 04.10., eine Gruppe von rund zwei Dutzend TeilnehmerInnen zur Streuobstwiesenwanderung am Schafunterstand kurz hinter dem Abzweig nach Meßbach.
Einleitend erklärte er, warum der Streuobstwiese eine so große Bedeutung in Sachen Vielfalt zukommt: sie besteht aus verschiedenen Hochstamm- Obstarten, diese wiederum bieten vielen verschiedenen Tieren und Pflanzen sowohl Nahrungsquelle als auch Lebensraum, und schließlich sind Streuobstwiesen ein prägendes Element der deutschen Mittelgebirge und damit auch unserer heimischen Landschaft. Er umriss auch kurz die Entwicklung des Obstbaus seit dem 2. Weltkrieg: Während bis in die 70er und 80er Jahre hinein alte Obstbäume zum Teil systematisch gefällt wurden, wird die Anpflanzung von Hochstämmen seitdem wieder gefördert. Heute gibt es laut Bert wieder deutlich mehr junge Leute, die die geförderten Bäume beispielsweise über den NABU beziehen.
Das Wort übernahm nun Ullrich Krost - er ist stolzer Eigentümer von über 800 Hochstamm-Obstbäumen, unter anderem auch auf den Rußberg. Ein Großteil seiner Bäume ist schon sehr alt – und gerade hier auf dem Hügel nahe Niederhausen sind sie ein Musterbeispiel für die Kulturlandschaft Streuobstwiese. Krost führte die Gruppe einmal quer durch die von ihm gepflegten Baumbestände, die überwiegend aus Äpfeln und den von ihm so geschätzten Birnen bestehen. Aber auch Kirschen, Aprikosen, Walnüsse und sogar Esskastanien kultiviert er. Leider hat jedoch der Diebstahl von Obst in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Spaziergänger nehmen immer wieder einfach mit, was sie zu einem fairen Preis im Hofladen erwerben könnten. Schließlich machen die Bäume auch viel Arbeit – genauso die Schafe, die unter ihnen das Gras kurz halten.
Seinen Führungsschwerpunkt legte Krost auf die immense Sortenvielfalt auf dem weitläufigen Areal und erklärte, wo sie gut gedeihen, wie sie gepflegt und geschnitten werden müssen und wie er mit Krankheiten umgeht. Besonders häufig in der Gegend trifft man auf die die Sorte „Rheinischer Bohnapfel“, die sich besonders gut zum Keltern eignet. Hier wachsen aber auch echte Klassiker wie Golden Delicious, Cox Orange, Boskoop, Elstar und Granny Smith. Besonderen Wert legt Ullrich Krost auf die Kultivierung alter Sorten wie z.B. die Rote Sternrenette mit roter Fleischfärbung, die Champagner Renette, Trierer Weinapfel, Roter Winter-Rambour, etc. die er oft auch auf ausgewählter Grundlage selbst veredelt. Im Anschluss an die rund 2-stündige Wanderung hatte Ullrich Krost in seinem Schafunterstand zur Bestimmung und Verkostung insgesamt 67 verschiedene Apfel und 17 verschiedene Birnensorten vorbereitet. Zusammen mit frisch gebackenem Apfelkuchen fand diese gelungene Veranstaltung so ihren Abschluss.
Mehr Informationen:
- Pflanzung und Pflege von Streuobstbäumen
- www.streuobstwiesenretter.de - ein Projekt im Odenwald von Martin Schaarschmidt u.a.
- Streuobstpädagogen - ein Projekt im Zollernalbkreis
Hier ist unsere Einladung:
Pfad der Vielfalt: Streuobstwiesen - die unterschätzten Paradiese vor unserer Haustür.
Sonntag, 04. Oktober 2015, 14:00 Uhr | Treffpunkt: K72 nach Meßbach nach der Fischbachbrücke | Workshop
Über Jahrhunderte hinweg gehörten die Streuobstwiesen zu den prägenden Elementen der meisten Mittelgebirgslandschaften. Sie markierten die Ortsränder und machten in der freien Landschaft eine Doppelnutzung der Flächen möglich: den Obstanbau einerseits, die Nutzung als Grün- oder Weideland andererseits. Davon haben wir uns vor allem im 20. Jahrhundert weit entfernt. In den letzten Jahren ist allerdings eine gewisse Umkehr zu verzeichnen: Hochstammbäume sind wieder begehrter und werden nicht selten im Rahmen so genannter „Ausgleichsmaßnahmen“ angepflanzt.
Streuobstwiesen beherbergen – ganz im Gegensatz zu modernem und intensivem Obstbau mit seinen Niedrigstämmen und Monokulturen – hochstämmige Obstbäume in lockerer und weitläufiger Anpflanzung. Und natürlich unterschiedliche Arten und Sorten, auf Bäumen unterschiedlichen Alters. Welche Bedeutung diese Streuobstwiesen für die Artenvielfalt und damit für Mensch und Natur haben, das werden wir an diesem Nachmittag erfahren.
Mit Martin Schaarschmidt und Florian Schumacher aus Reichenbach haben wir zwei engagierte Experten gewinnen können. Die beiden gehören zu den Gründern der 2011 ins Leben gerufenen Initiative „Die Streuobstwiesenretter“, außerdem arbeiten sie eng mit dem Fachausschuss „Streuobstwiesen“ des NABU-Landesverbandes zusammen.
Mit von der Partie auch Ullrich Krost, unser hiesiger Zahnarzt und Nebenerwerbslandwirt. Er ist engagierter Obstbauer und Obstvermarkter, dessen Baumbestand am Rußberg wir als Grundlage für diesen Workshop zur Verfügung haben werden. Und schon heute dürft ihr eure ersten Schätzungen abgeben: wie viele unterschiedliche Apfelsorten werden es denn wohl sein, die Ullrich Krost im Laufe der Jahre wieder angebaut und kultiviert hat?
Auch dieser Nachmittag von Fischbachtal kreativ wird „familienfreundlich“ sein, wegen interessanter Inhalte, weil keine großen Wegstrecken zurückgelegt werden müssen und auch Aktivitäten für Kinder integriert sind. Und natürlich: zum Ausklang des Tages werden wir gemeinsam auch keltern und Apfelprodukte sehr unterschiedlicher Art zusammen genießen.